Die Rieselfelder Windel

Naturparadies mit Industriegeschichte

Gebietsbeschreibung

Zwischen den Bielefelder Ortsteilen Windelsbleiche und Windflöte erstrecken sich im Süden der Stadt Bielefeld die Rieselfelder Windel. Das private Naturreservat ist derzeit gut 60 ha groß und liegt beidseits des Reiherbaches zwischen Friedrichsdorfer Straße im Norden und Lohmannsweg bzw. Buschkampstraße im Süden. Das Informationszentrum und die Biologische Station liegen zentral an der Straße Niederheide und sind mit dem Auto nur von der Buschkampstraße aus erreichbar, da die Durchfahrt kurz vor der Postheide unterbrochen ist.

 

Eine hohe Biotop- und Strukturvielfalt prägt das Gebiet: Grünland mit zeitweilig Wasser führenden Mulden (Blänken), Teiche und Gräben mit Röhrichtufern, Schilfbeete, Hecken und vereinzelten Altbaumgruppen wechseln sich ab. Die Landschaft hat einen offenen Charakter und ist insbesondere für Feuchte liebende Tier- und Pflanzenarten attraktiv. Bis auf den zentral das Gebiet durchströmenden Reiherbach und den nördlich angrenzenden Toppmannsbach sind alle Wasserflächen und Feuchtbiotope von Menschen geschaffen (vgl. Gewässerkarte als download).

 

Aufgrund der Vielzahl gesetzlich geschützter Biotope und vieler gefährdeter Arten wurde das Reservat mit einigen angrenzenden Flächen im Jahr 2014 als Naturschutzgebiet "Rieselfelder Windel" ausgewiesen (vgl. Bekanntmachung unter Downloads, rechte Spalte).

 

Das älteste Stillgewässer ist der große ehem. Mühlenteich an der Kreuzung von Post- und Niederheide. Er entstand durch Aufstau des Reiherbaches für Edinglohs Mahlmühle, die schon Mitte des 16. Jh. errichtet wurde und später zu Hof Dedert an der Postheide gehörte. Im 20. Jh. wurde östlich angrenzend der Nachklärteichteich für die Windelschen Abwässer angelegt. Hier wurden die drainierten vorgeklärten Abwässer gesammelt und in den Reiherbach eingeleitet. Noch heute gehört dieser Teich als letzte Nachklärstufe zur Kläranlage des Öko-Tech-Parks Windel und ist nicht Teil der Stiftungsflächen.

 

Mitte der 70er Jahre wurden ca. 20 ha der Rieselfelder in drei große Schilfbeet-Komplexe umgewandelt, die als Wurzelraumkläranlagen nach dem System KICKUTH für eine bessere Reinigung der schwer abbaubaren Abwasser-Inhaltsstoffe sorgten. Eine Kette von Schilfbeeten erstreckt sich entlang der Niederheide, eine weitere südlich des großen Teiches, eine dritte auf dem höchsten Geländepunkt nördlich des Lohmannsweges unter der Hochspannungsleitung. Hierhin wurde das Abwasser gepumpt und von hier aus in offenen Kanälen weiter verteilt und dann verrieselt. Große Schilfbeete lagen bis zur Aufgabe der Verrieselung Anfang der 80er Jahre auch jenseits der Buschkampstraße – sie sind heute leider nicht mehr erhalten und werden jetzt landwirtschaftlich genutzt.

 

Alle weiteren Teiche, Blänken und Röhrichte wurden erst ab 1996 im Auftrag der Stiftung Rieselfelder Windel und mit kräftiger Finanzunterstützung der NRW-Stiftung geschaffen. Planung und Bauleitung der ökologischen Umgestaltung lagen bei der NZO-GmbH. Rund 20 neue Gewässer, die zeitweilig oder ganzjährig Wasser führen, prägen heute die ökologische Qualität des Gebietes. Dazu gehört auch der verbreiterte und umgestaltete ehem. Drainage-Sammelgraben, der auf halber Höhe zwischen Niederheide und Lohmannsweg verläuft. Als vorerst letzte Optimierungsmaßnahme beginnt im Jahr 2006 die Renaturierung des Reiherbaches zwischen Toppmannsweg und Postheide, die weitere Wasser- und Feuchtbiotope bringen wird. Über weitere Änderungen – ob Beeinträchtigungen oder evtl. auch Erweiterungen im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen – wird die Planfeststellung zum Bau der A 33 entscheiden.

 

Viele der Röhrichte und Teiche werden auch heute noch künstlich bewässert, tlw. unter Nutzung des alten Verteilersystems. Das Wasser hierfür stammt heute aus dem Ablauf der modernen Windelschen Kläranlage (gereinigtes Abwasser), die Pumpenenergie aus der Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Biologischen Station.

 

Die meisten Flächen sind von den Rundwegen und Aussichtspunkten gut einsehbar – das Betreten außerhalb dieser Wege ist zum Schutz der störungsempfindlichen Tiere nicht gestattet! Auch Ihren Hund müssen Sie aus diesem Grund anleinen! Die Rundwege beginnen am Informationszentrum – dort erhalten Sie auch schriftliche Informationen, u.a. den Rundwege-Führer.