Gebietspflege

Pflege und Bewirtschaftung der Rieselfelder Windel

Auch tierische Mitarbeiter benötigen Zuwendung! Foto: Biostation
Auch tierische Mitarbeiter benötigen Zuwendung! Foto: Biostation

Als Teil unserer Kulturlandschaft mit einer besonderen Entstehungsgeschichte bedürfen die Rieselfelder Windel einer ständigen Pflege und Bewirtschaftung, um ihren hohen Naturschtuz- und Naherholungswert zu erhalten.

 

Die Stiftung Rieselfelder Windel hat die Biologische Station Gütersloh/Bielefeld mit dieser Aufgabe beauftragt. Sie wird dabei finanziell von der Bezirksregierung unterstützt. Zu den vielfältigen laufenden Maßnahmen zählen u.a. die Wartung des Bewässerungssystems, die Heckenpflege und -ergänzung, die Entfernung unerwünschten Gehölzaufwuchses, die Mahd und Beweidung von Hochstauden- und Grünlandbereichen, die Einsammlung wilden Mülls, die Wartung und Kontrolle der Wege und Beobachtungskanzeln, Bestandsaufnahmen naturschutzrelevanter Arten, naturpädagogische und Informationsveranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit und Berichterstattung.

Weiße Gehörnte Heidschnucken – Helfer bei der Landschaftspflege

Zierlich gebaut, aber robust und winterhart: Die Weißen Gehörnten Heidschnucken. Foto: Stelzer
Zierlich gebaut, aber robust und winterhart: Die Weißen Gehörnten Heidschnucken. Foto: Stelzer

Schäfchen zählen – das kann man bei uns in den Rieselfeldern Windel! Rund 70 Muttertiere und ihre Lämmer stehen auf etwa 15 ha Grünland des Naturreservats im Bielefelder Süden und fressen Gras, Kräuter und kleine Triebe.

 

Damit halten sie die Vegetation, in der sonst Schilf und mit der Zeit auch Gehölze überhand nehmen würden, kurz und verhindern die Verbuschung. Die Schafe tragen also wesentlich zur Landschaftspflege bei und sind aufgrund der mäßigen Trittwirkung für naturschonende Einsatzmöglichkeiten geeignet.

 

Für die Pflege der Rieselfelder Windel wählten wir die Weiße Gehörnte Heidschnucken, eine alte Schafrasse, die vom Aussterben bedroht ist. Sie war einst das wichtigste Nutztier (Wolle und Fleisch) für die Bewohner der Feuchtgebiete des norddeutschen Tieflandes. Die Weiße Gehörnte Heidschnucke ist ein kleines, mischwolliges Landschaf, das sich durch harte Klauen und einem breiten Nahrungsspektrum hervorragend den besonderen Verhältnissen der feuchten Gebiete angepasst hat. Heute gibt es in Deutschland nur noch etwa 1000 Muttertiere, 250 davon im Zuchtbuch. Die Populationsdichte ist eher rückläufig und es gibt fast nur Kleinbestände.

 

Die anspruchslosen und widerstandsfähigen Weißen Gehörnten Heidschnucken fallen durch ihre Hörner auf – bei den weiblichen Tieren sind sie sichelförmig gebogen, bei den Böcken schneckenförmig. Sie bringen pro Jahr ein bis zwei Lämmer zur Welt, die mit der besonders gehaltvollen und vitaminreichen Schafsmilch schnell groß werden. Die Wolle wird aufgrund ihrer groben Beschaffenheit insbesondere zur Anfertigung von groben Wollstoffen und Filzen verwendet. Außerdem liefern die Schafe zartes, wildbretartiges Fleisch und wärmende Felle.

Bewirtschaftung der Rieselfelder

Unsere Landschaftspfleger bei der Arbeit. Foto: Albrecht
Unsere Landschaftspfleger bei der Arbeit. Foto: Albrecht

Der Erhalt eines möglichst vielfältigen Mosaiks von verschiedenen Landschaftselementen steht und fällt mit der Bewirtschaftung des Gebietes. Dies trifft auf Grünland, Gewässer, Hecken und Kopfbäume gleichermaßen zu.

 

Grünland

Der überwiegende Teil des Grünlandes wird von einer stetig wachsenden Schafherde der Biologischen Station beweidet – ebenso die Dammbereiche an und zwischen den zahlreichen Gewässern. Zuständig hierfür ist die Weiße Gehörnte Heidschnucke, eine gefährdete Haustierrasse, die aus dem Weser-Ems-Raum stammt. Sie ist sehr gut an die wechselfeuchten Bodenverhältnisse in den Rieselfeldern angepasst. 1998 zählte die Herde 10 Muttertiere und einen Bock. Inzwischen ist sie auf ca. 70 Muttertiere (Stand: August 2006) angewachsen. Ein Vorteil von Schafen ist ihre wählerische Futterwahl. Dies führt dazu, dass die beweideten Flächen niemals einheitlich kahl gefressen sind, so wie es bei Pferdeweiden häufig der Fall ist.

 

Gewässer

Bei fehlender Pflege würden die Gewässer langfristig im Zuge der natürlichen Sukzession zuwachsen. Im Endstadium sind es vor allem Schilf, Rohrkolben und Weidengebüsche, die ein solches Gewässer prägen und zu seiner Verlandung führen. Dies begünstigt Schilfbewohner wie Rohrammer und Teichrohrsänger oder die seltene und scheue Wasserralle. Wärmeliebende Tiergruppen wie Amphibien und Libellen benötigen offene, sonnenexponierte Gewässer. Für sie ist es erforderlich die Gewässer regelmäßig "frei zu halten". Diese Gehölz- und Freischneidearbeiten erfolgen im Herbst und Winter, um die Tierwelt möglichst wenig zu beeinträchtigen.